{jcomments on}Sie ist Sattlerin, hatte einen Stand auf dem CHIO 2018 und sie hat ein Herz für Pferde. Als sie sieht, wie einige Pferde auf dem Abreitplatz geritten werden, zeigt sie Zivilcourage und weist einen Steward darauf hin. Zudem macht sie Fotos von den Pferden und stellt diese mit einem Bericht auf Facebook ein. Dieser Bericht wird in den kommenden Tagen für viel Wirbel und einen großen Aufschrei sorgen und natürlich haben wir vom Country Reiten Magazin auch mit Kriemhild Morgenroth gesprochen.
Wir erreichen Sie einige Tage nach dem CHIO am Telefon und noch immer ist sie überrascht, wie viele Reaktionen ihre Postings hervorrufen: „Es ist ja eigentlich toll, wenn sich so viele Menschen engagieren, zeigt es doch, dass nicht allen Pferdefreunden solche Bilder egal sind“, berichtet sie und fährt fort: „Ich musste das einfach loswerden, denn so darf man diese tollen Tiere nicht behandeln. Und daraus können wichtige Diskussionen entstehen, die hoffentlich zu Verbesserungen in der Reiterei führen.“
Was ist geschehen?
Als Kriemhild Morgenroth während einer Pause den Abreitplatz besucht, wird sie von einer tiefen Traurigkeit ergriffen, als sie sieht, wie dort geritten wird. Am nächsten Tag schaut sie erneut beim Abreiten zu und zu ihrer Traurigkeit gesellt sich eine Wut über die Art, wie dort mit Pferden umgegangen wird. 50 Minuten beobachtet sie, wie eine Dame ihr Pferd auf eine Art traktiert, die für sie in keiner Weise richtig erscheint.
Sie spricht einen ehemaligen FN-Funktionär (Christoph Hess, der sich in diesem Artikel zu den Vorgängen äußert) an, den sie fälschlicherweise für zuständig hält, der ihr aber nicht helfen kann (das Missverständnis haben die beiden am folgenden Tag in einem Gespräch klären können).
„Ich habe dann den Steward auf dem Abreitplatz gesucht, der etwas versteckt in einer Ecke saß und ins Gespräch vertieft war. Nachdem ich es geschafft hatte ihn auf mich aufmerksam zu machen und ihn auf die Zustände im Allgemeinen und die Fuchsreiterin (deren Pferd inzwischen seit über 55 Minuten gestochen und zusammengezerrt wurde) hingewiesen habe, wandte er sich ohne Antwort ab. Ich habe dann nochmal nachgefragt ob er nicht mit mir reden will? Darauf wurde ich mit abgewandten Kopf von ihm angeschnauzt und er meinte, dass er sich das mal anschauen werde.“
Kriemhild Morgenroth wartet gut 10 Minuten und beobachtet, ob der Verantwortliche etwas unternimmt. „Ich wurde aber leider weiterhin nur ignoriert. Das macht mich wütend und hinter der diese Wut sitzt eine bodenlose Trauer über das, was aus unserem geliebten Dressursport geworden ist. Ich hatte das Glück einen Ausbilder wie H.D.Donner und Fritz Tempelmann zu haben. Ich durfte bei Harry Boldt und Willy Schultheiß reiten. Pferde dürfen arbeiten, gemäß ihres Ausbildungsstandes und ihrer Möglichkeiten. Was ich hier sehe, ist schlicht und ergreifend Quälerei!“
Großer medialer Wiederhall
Diese Schilderung sorgte bei Pferdefreunden im Netzt für viel Sympathie und Unterstützung, aber genauso viele Nutzer der sozialen Medien stürzten sich auf Kriemhild Morgenroth, der es letztlich nicht darum geht, alle Reiter auf dem CHIO über einen Kamm zu scheren, sondern auf Missstände hinzuweisen: „Natürlich gibt es auch Reiter, die es anders machen, selbstverständlich gab es schöne Ritte. Unter meinen Kunden befinden sich mehrere Reiter, die erfolgreich bis Grand Prix reiten, deren Reiterei ich sehr schätze.“
Für sie ist ein solcher Umgang mit Pferden nicht nachvollziehbar: „Ich stehe dazu, dass ich noch nie verstanden habe, wie sich die FN auf diese 10-min-Regel einlassen konnte. Wer sich etwas intensiver mit der Anatomie und Biomechanik oder auch einfach nur der Lage der Ohrspeicheldrüse, den Atmungsorganen oder den Kräften, die bei solchen Aktionen auf den Unterkiefer oder den Bewegungsapparat einwirken, beschäftigt weiß, was für Schmerzen diese Pferde erleiden müssen.
Mein Ausbilder hat uns, bevor wir eine Kandare überhaupt benutzen durften, diese ums Schienbein geschnallt und mit einem Finger angezogen. Da hat man gebettelt, damit er aufhört!“
Fade Ausreden
Schade ist für sie nicht nur, dass von Seiten des Veranstalters noch keine Antworten auf Ihre E-Mail erfolgten, sondern auch, wie man von verschiedenen Seiten versucht, ihre Bilder als Momentaufnahmen abzutun: „Das ist leider so eine Standardargumentation, die immer bei solchen Bildern auftaucht, aber zum Glück zeigen auch verschiedene bewegte Bilder, dass es keineswegs nur Momentaufnahmen sind. Solche Momentaufnahmen dürften überhaupt nur dann entstehen, wenn ein Pferd durchgeht und Gefahr für den Reiter bestünde. In allen anderen Situationen darf so etwas nicht zu sehen sein.“
Nestbeschmutzerin – schon seit vielen Jahren
Für Kriemhild Morgenroth sind solche Vorgänge nicht unbekannt, denn sie engagiert sich schon lange für das Wohl der Pferde: „Ich wurde immer wieder als Nestbeschmutzerin bezeichnet und vor mehr als 30 Jahren drohte mir ein Richter, der auch im Berufsleben Richter war, sogar mit einer Klage, wenn ich mich für meine Fragen zum – aus meiner Sicht – falschen Umgang mit Pferden nicht entschuldige. Ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen damals wie heute nichts tun wollen. Sie gaben mir immer wieder das Gefühl, als würde ich übertreiben. Leider gibt es einige in der Branche, die sich aus Furcht vor Repressalien nicht trauen, ihren Mund aufzumachen. Leider haben auch einige meiner Kunden nach den Vorfällen Termine bei mir abgesagt.“
Wer mehr über Kriemhild Morgenroth erfahren möchte, kann das unter www.kriemhild-morgenroth.com tun.
Copyright Fotos: Kriemhild Morgenroth