CHIO 2018: Turnierdirektor Frank Kemperman: Das Thema ist nicht neu

CHIO 2018: Turnierdirektor Frank Kemperman: Das Thema ist nicht neu

{jcomments on}Als Vorstandsvorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins ist Frank Kemperman auch der Turnierdirektor des CHIO in Aachen. Wir habe ihn gefragt, wie er die Vorgänge am Abreitplatz beurteilt und was dagegen unternommen werden kann.

Von den Vorgängen auf dem Abreitplatz erfuhr Frank Kemperman erst, als in sozialen Netzwerken und Medien darüber berichtet wurde, wie er verrät: „Ich die eigentlichen Vorgänge nicht mitbekommen und bin erst später darauf aufmerksam geworden. Das Thema ist ja nicht neu. Vor etwa fünf oder sechs Jahren gab es schon einmal einen Round-table, zu dem alle Beteiligten eingeladen waren, um darüber zu diskutieren.“
Als Verantwortlichen ist er sich seiner Grenzen bewusst: „Wir können immer nur auf das einwirken, was während eines Turniers geschieht. Die Stewards vom Weltverband sollen sicherstellen, dass das internationale Regelwerk eingehalten wird. Aber es gibt immer Leute, denen die Regeln nicht ausreichen.“ Frank Kemperman, auch Vorsitzender vom Dressur Ausschuss vom Weltverband, hält das aktuelle Regelwerk für ausreichend, wie er erklärt: „Momentaufnahmen gibt es immer wieder. Die Stewards sollen unfaires und aggressives oder sogar brutales Reiten verhindern. Wir achten darauf, dass die Stewards eingreifen, bevor etwas passiert. Das funktioniert fast immer gut, aber bei den großen Turnieren kommen oder beobachten eben auch immer Menschen, die gegen unseren Sport sind.“

Schilderungen entsprechen nicht der Wahrheit
„Als Veranstalter wollen wir natürlich, dass hier alles regelkonform abläuft und der Weltverband, der die Stewards stellt, kontrolliert genau das. Gemeinsam achten wir darauf, dass die Stewards genau hinsehen und nicht wegschauen. Beim CHIO hat das gut funktioniert, die Stewards haben die Trainingsarbeit gut beobachtet und die Leute angesprochen, wenn es Fehlverhalten gegeben hat. Der Großteil der Schilderungen, die in den sozialen Netzwerken zu lesen sind, entsprechen leider nicht immer der Wahrheit.“

Es muss fair sein
Auf unsere Frage, ob die Videos, die es vom Abreitplatz gibt, nicht ein anderen Eindruck entstehen lassen könnten, antwortet Frank Kemperman mit einer Gegenfrage: „Was ist verantwortet und was nicht? Viele Professoren, Mediziner und Trainer haben da völlig unterschiedliche Standpunkte. Da werden wir uns nie einig und es gibt nun mal mehrere Trainingsmethoden. Aber es gibt eine eindeutige 10-min-Regel, die damals als Ergebnis aus dem Round-table hervorgegangen ist. Das funktioniert gut und an die Regeln müssen sich alle halten, auch wenn das nicht jedem gefallen dürfte. Es muss fair sein. Die Reiter wissen alle, dass sie in Aachen einer großen medialen Aufmerksamkeit ausgesetzt sind und sie müssen sich entsprechend anders verhalten. Grundsätzlich möchte ich diese Videos aber nicht öffentlich in Medien beurteilen. Natürlich schauen wir uns dieses Material an und wenn wir Dinge sehen, die wir für kritikwürdig halten, sprechen wir sie an – intern.“

Große Turniere sind besondere Situationen
Viele Probleme gibt es aus seiner Sicht im Umfeld von großen Turnieren: „Da kommen Leute, die diese Events torpedieren wollen. Die sind der Meinung, dass man ab besten überhaupt nicht auf einem Pferd sitzen sollte. Hinter solchen Protesten stehen Gruppierungen, die gezielt den Pferdesport torpedieren. Bei den kleinen Turnieren geschieht fast nie etwas und unsere Gegner nutzen und missbrauchen die Medienpräsenz, die wir haben, für ihre eigenen Zwecke. Dabei ist Pferdesport ein schöner Sport und das Wohl der Pferde ist wichtig. Das steht für mich an erster Stelle.“

Regeln müssen klar sein
Klar ist für Frank Kemperman aber auch, dass ein Regelwerk immer den aktuellen Strömungen angepasst werden muss: „Wir sind gerade dabei, die Regeln zu überarbeiten. Da werden hier und da kleine Änderungen vorgenommen, jedoch geschieht das innerhalb des Verbandes. Das ist wichtig, denn diese Regeln bilden die Grundlage für die Stewards, die vor Ort für die Umsetzung sorgen müssen. Die müssen genau wissen, was zu tun.“
Wer der Steward gewesen ist, der beim CHIO laut dem Bericht von Kriemhild Morgenroth nicht reagiert hat, kann Frank Kemperman nicht sagen: „Das kann ich leider nicht sagen aber ich habe davon gehört, dass überall Kameras in den Hecken gelegen haben sollen, um alles zu filmen. Man sollte auch mal an die Stewards denken, denn die haben keine Lust, mit jedem zu diskutieren und vor allem wollen sie nicht immer von den Zuschauern angesprochen werden. Für uns sind das Zuschauer und wir können gar nicht mit jedem das Thema diskutieren.

Schulung ist nötig
Doch für Frank Kemperman ist auch klar, dass sich an der Schulung der Stewards etwas ändern muss: „Wir müssen da aktiver werden und müssen lernen, wie die Stewards besser Zuschauern und Medien umgehen können. Wir verstecken das Training nicht, denn wir haben nichts zu verstecken, die Leute sollen das sehen können. Und obwohl Zuschauer beim Training in den Hallen, die aufgrund der starken Sonneneinstrahlung teilweise mit genutzt wurden, nicht zugelassen sind, so haben Medien dort Zugang und können beobachten, was dort geschieht.