Dr. Miriam Baumgartner & Leonie Krüger von BestTUPferd: Mehr Pferdewohl mit wissenschaftlichem Ansatz.

Dr. Miriam Baumgartner & Leonie Krüger von BestTUPferd: Mehr Pferdewohl mit wissenschaftlichem Ansatz.

Die Idee hinter BestTUPferd ist einfach und soll Antworten auf zwei Fragen liefern: Wie gut geht es Pferden in ihrer Haltung und wie ökologisch nachhaltig ist die Pferdehaltung? Mit diesem neuen Ansatz sollen in Zukunft pferdehaltende Betriebe sowohl in der Sport- als auch der Freizeitpferdehaltung analysiert werden. Eine Software unterstützt qualifizierte Berater*innen bei der standardisierten Beratung von Betrieben und hilft, die nötigen Verbesserungen zu finden. Mithilfe dieses wissenschaftlichen Ansatzes soll der Tier- und Umweltschutz in der Pferdehaltung gesteigert werden. Wir haben mit Dr. Miriam Baumgartner und Leonie Krüger über das Projekt gesprochen.

Stellen Sie sich und Ihre Arbeit bitte einmal kurz vor

Miriam BaumgartnerMein Name ist Miriam Baumgartner, ich bin von Beruf Tierärztin und habe auch ein paar Jahre als praktische Tierärztin gearbeitet. Schwerpunkt ist jedoch stets die Pferdeforschung gewesen, insbesondere das Verhalten und die tiergerechte Haltung von Pferden. Hierzu habe ich an der Technischen Universität München – Weihenstephan die letzten neun Jahre wissenschaftlich gearbeitet. Ich habe über das Liegeverhalten von Pferden in Offenlaufställen promoviert und entwickle seit 2013 maßgeblich BestTUPferd bzw. dessen Grundlage, das Weihenstephaner Bewertungssystem.


Leonie_Krüger.jpgMein Name ist Leonie Krüger, ich habe an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Öko-Agrarmanagement studiert und im Rahmen meiner Masterarbeit BestTUPferd kennengelernt. Ich durfte die praktische Anwendung dieses digitalen Beratungstools in Betrieben mit dem System Paddock Paradise testen und unterstütze Miriam Baumgartner aktuell weiterhin in ihrem Projekt.

 

 

Welchen Bezug haben Sie zu Pferden und Tieren?

MB: Ich bin von Kindesbeinen an ein Tierfreund gewesen, durfte bereits mit drei Jahren mit dem Voltigieren anfangen und habe mit zehn Jahren gemeinsam mit meiner älteren Schwester unsere Eltern so lange bequatscht, dass wir ein eigenes Pferd bekommen haben. Unsere Stute Monterry wurde ein echtes Familienmitglied und hat uns viel gelehrt. Wir sind mit ihr auf kleinen Turnieren rund um unsere Heimatstadt Heidelberg Dressur- und Springprüfungen geritten und hatten sie später decken lassen. Das hat auf Anhieb geklappt und nun ist ihre Tochter Melina bereits 20 Jahre alt und ebenfalls ein echtes Herzenspferd. 
LK: Ich bin auch schon immer ein echtes „Pferdemädchen“ gewesen. Meine Stute Paulina begleitete mich den Großteil meines Lebens und hat in mir die große Liebe zu Pferden geweckt.

Was sind für Sie in der Pferdehaltung die absoluten No gos, auf die Sie immer wieder in Ställen treffen? Also Dinge, die sofort geändert werden müssten.

LK: Häufig treffen wir in unseren Erhebungen z.B. auf zu kleine Liegeflächen. Dies gilt sowohl für die verfügbare Liegefläche für alle Pferde in der Gruppenhaltung als auch für zu kleine Boxen in der Einzelhaltung. Darüber hinaus fehlen in der Einzelhaltung oft freie Bewegungsmöglichkeiten für die Tiere. Außerdem steht den Pferden häufig eine zu kurze Fressdauer am Stück für Raufutter zur Verfügung oder die Fresspausen zwischen zwei Raufuttermahlzeiten sind zu lang. In der Gruppenhaltung konnten wir oftmals viele aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Tieren beobachten und ursächlich hierfür sind zumeist verschiedenste Fehler im Management des Betriebs. Im Bereich der Umweltwirkung von Pferdehaltungen treffen wir vor allem auf zu hohe Stickstoffeinträge in Boden und Gewässer durch eine mangelhafte Entmistung der Flächen oder durch unzureichende Lagerung des anfallenden Mists.

 kin li mufOeEROAKs unsplashSchwachstellen sind sehr individuell, d.h. von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Ursächlich hierfür sind zumeist verschiedenste Fehler im Management des Betriebs.

Gibt es „den optimalen“ Stall oder hängt das immer von der jeweiligen Situation ab?

MB: Schwachstellen sind sehr individuell, d.h. von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.
Optimal ist bereits, wenn keinerlei KOs vorzufinden sind.
LK: Genau, dennoch gibt es in so gut wie jedem Stall noch kleinere Stellschrauben, an denen die Betriebsleitung gemeinsam mit den BestTUPferd-Beratern und Beraterinnen drehen kann, um das Tierwohl und die Umweltwirkung des eigenen Betriebs zu verbessern. 

Können auch kleinere Ställe oder Privatställe in Sachen Haltungsbedingungen etwas tun?

MB: Klar, viele Verbesserungsmöglichkeiten gehen mit keinen großen Investitionen einher. Das Wichtigste ist, Problemfelder zu erkennen und diese gezielt anzugehen. Hierfür hilft ein neutraler Blick von außen.

soledad lorieto FPGuvs1dso0 unsplashViele Verbesserungsmöglichkeiten gehen mit keinen großen Investitionen einher. Das Wichtigste ist, Problemfelder zu erkennen und diese gezielt anzugehen.

Von außen betrachtet wird die Pferdewelt oft als elitär und dem Sport zugewandt gesehen. Gibt es in diesem Bereich überhaupt gute Haltungsbedingungen?

MB: Gibt es, jedoch weisen sogar Betriebe von guter fachlicher Praxis KO-Kriterien auf.
LK: In meiner Master-Arbeit habe ich bei Paddock-Paradise-Betrieben insgesamt hohe Scores vorfinden können, aber von 15 Gruppen wären trotzdem 13 „herausgefallen“, da sie KO-Kriterien aufgewiesen habe, d.h. absolute Mindestanforderungen hinsichtlich Tiergerechtheit nicht erfüllt haben. 

Kann Sport mit Tieren inklusiver aller Nebenaspekte wie häufige Transporte überhaupt im Sinne des Tierwohls erfolgen?

MB: Ja, hier spielt v.a. die Gewöhnung und die körperliche und mentale Resilienz, also Belastbarkeit, der individuellen Pferde eine große Rolle. Nicht jedes Pferd ist dafür gemacht, aber es gibt Pferde, die den hohen sportlichen Leistungen gewachsen sind. Wichtig ist, dass auch diese unbedingt einen Ausgleich erhalten und tiergerecht gehalten werden, also z.B. täglich mehrstündigen freien Auslauf bekommen, am besten mit Artgenossen. 

taya dianna RAxhCJQvUlA unsplashEine gute Pferdehaltung bietet mehr, als nur "schöne" Boxen, die dem menschlichen Auge gefallen.

Neben dem „elitären“ Bereich gibt es den Privatbereich, wo Menschen oft den letzten Cent für „ihre Liebe Pferd“ ausgeben und auch noch einen Zweitjob annehmen. Welche Probleme in Sachen Haltung und Umgang sehen Sie hier?

MB: Unwissenheit, gut gemeinte Tierliebe wie z.B. Überfütterung und zu wenig Bewegung, die bei vielen Freizeitrassen zu Überfettung führt und damit schwerwiegende Stoffwechselerkrankungen zur Folge hat wie z.B. EMS und als Folge u.a. Hufrehe. Hufrehe ist extrem schmerzhaft für Pferde und daher unbedingt zu vermeiden.

Welche Herausforderungen für die Haltung ergeben sich durch die Klimaveränderungen?

LK: Durch das vermehrte Auftreten von Trocken- bzw. Dürreperioden und extremen Wetterereignissen ist vor allem die Produktion von hochwertigem und bezahlbarem Raufutter und Einstreu in großen Teilen Deutschlands zunehmend erschwert. Auch im Weidemanagement bedarf es durch die Klimaveränderungen gewisse Anpassungen, um den Pferden möglichst langfristig gut gepflegte Weiden bieten zu können. Die Haltung von Pferden birgt jedoch auch viel Potenzial für klimapositive Effekte, bspw. durch die gezielte Förderung von Biodiversität oder durch Kreislaufwirtschaft.
MB: So ist es. Pferdeweiden sind u.a. bedingt durch das selektive Fressverhalten von Pferden grundsätzlich deutlich artenreicher als Rinderweiden. Dadurch kann wunderbar die Pflanzen- und Insektenvielfalt gefördert werden, was sich wiederum positiv auf die Artenvielfalt anderer Tiere wie Vögel auswirkt.

01917bea6792fe2a77cc22af2ea1a82613965224d8Der Klimawandel macht es auch in Deutschland immer schwerer, gutes Raufutter und Einstreu für die Pferdehaltung zu erzeugen. 

Was genau ist das Beratungs-Tool und für wen ist es gedacht?

LK: BestTUPferd ist ein digitales Beratungstool zur standardisierten Schwachstellenanalyse in allen Systemen der Pferdehaltung mit dem Ziel, eine Steigerung des Tierwohls und eine ökologisch nachhaltigere Haltung zu erreichen. Es wurden unheimlich viele Indikatoren, die einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Pferde und die Umweltwirkung einer Pferdehaltung haben, gesammelt und diese dann auf ihre Validität, Reliabilität und Praktikabilität geprüft. Alle Indikatoren, die diese wissenschaftlichen Gütekriterien in zahlreichen Praxisversuchen erfüllten, fließen heute in die Software BestTUPferd ein. So kann das Tool direkt vor Ort auf den jeweiligen Betrieb abgestimmte Handlungsempfehlungen geben. Wir unterscheiden dabei in vier Säulen, die die Grundpfeiler von BestTUPferd bilden: „Verhalten im Kontext von positiven Empfindungen“, „Guter Gesundheitszustand“, „Pferdegerechte Haltungsbedingungen“ und „Ökologisch nachhaltige Pferdehaltung“.
Die Zielgruppen für die Anwendung von BestTUPferd sind groß: Sowohl für staatliche und private Beratungsstellen, Verbände und Vereine, Tierärzte und Sachverständige, Tier-Versicherungen, Industrie, Lehreinrichtungen als auch für die Politik kann der Einsatz von BestTUPferd sinnvoll sein.

 screenshot 583 ngMithilfe einer Software erfolgt die Bewertung von Haltungsbedingungen nach einheitlichen und wissenschaftlichen Standards.

Wer steckt eigentlich dahinter?

LK: Der Ursprung von BestTUPferd liegt an der Technischen Universität München-Weihenstephan. Margit Zeitler-Feicht initiierte 2013 das Weihenstephaner Bewertungssystem. Miriam Baumgartner bearbeitete maßgeblich die Entwicklung von 2013 bis 2017 und übernahm für das Folgeprojekt „BestTUPferd“ von 2018 bis 2021 zusätzlich die Leitung und Koordination. „BestTUPferd“ drehte sich schwerpunktmäßig um die Digitalisierung. Es erfolgte in einem Forschungsverbund mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie den Softwareentwicklerteams der Ferber-Software GmbH und des Fraunhofer-Instituts für angewandte Informationstechnik. Die gesamte Entwicklung wurde außerdem fortwährend durch einen breitgefächerten Beirat von Experten aus verschiedensten Bereichen des Pferdesports und der Pferdehaltung begleitet. 

Wie ist das Preismodell?

MB: Hierzu kann ich noch keine finale Aussage treffen, das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wenn auch die Gründung vollbracht ist. Die Schulung wird ca. 1.500 € kosten, da sie nicht nur aus Theorie per Online-Schulung besteht, sondern auch aus gemeinsamen Praxiserhebungen, um das Arbeiten mit der Software auch wirklich korrekt zu lehren. Abschließend werden wir die Theorie und Praxis abprüfen. Die Lizenz ist daher auch an die jeweilige Person gebunden und kann nicht übertragen werden. Denn Qualifikation und Schulung ist Voraussetzung. Es wird verschiedene Preismodelle geben mit monatlichen Raten, einmaliger Gebühr für ein bzw. zwei Jahre Laufzeit (z.B. 2.300 €/Jahr) und auch Sonderkonditionen wie eine Art 10er-Karte für 1.800 € für die Erhebungen, so dass kein Festbetrag/ Monat anfällt. Wir möchten verschiedene Preismodelle anbieten, da lässt sich sicherlich für jeden zukünftigen BestTUPferd-Berater und für jede zukünftige BestTUPferd-Beraterin etwas finden.

hasan amar CRUBL FDUOI unsplashDie Haltung von Pferden birgt viel Potenzial für klimapositive Effekte.

Wird es bei zertifizierten Ställen dann auch ein Sternesystem geben, wie man es bspw. von der LAG kennt, damit die Ställe damit werben können?

MB: So eine Auszeichnung ist geplant, ja, aber nicht direkt von Beginn an, da wir den Fokus auf die Beratung legen wollen. Die Zertifizierung könnte aber als Werbemaßnahme für die guten Betriebe durchaus gewollt und sinnvoll sein. Da müssten wir aber auch nochmal spezielle unabhängige „Zertifizierer“ für die Betriebe auswählen, damit kein Unfug mit dem Zertifikate-Vergeben getrieben wird.

Und wie lange ist so eine Zertifizierung gültig? Muss da z.B. alle zwei Jahre eine erneute Prüfung erfolgen?

MB: Wir sind in jedem Fall dafür offen und gehen das auch an. Updates der Zertifikate werden in jedem Fall alle zwei Jahre nötig werden, korrekt.

Was kostet so eine Prüfung für einen Pferdebetrieb?

MB: Die Prüfung eines Betriebes kostet in Abhängigkeit von dem Stundensatz des jeweiligen BestTUPferd-Beraters und dem Zeitaufwand die Gebühren, die der jeweilige Berater bzw. die jeweilige Beraterin nimmt. Also ich schätze zwischen 500-1.000€ / Betrieb. Vielleicht geht es bei kleinen Betrieben auch günstiger. 

soledad lorieto FPGuvs1dso0 unsplashEs gibt in so gut wie jedem Stall noch kleinere Stellschrauben, an denen die Betriebsleitung gemeinsam mit den BestTUPferd-Beratern und Beraterinnen drehen kann, um das Tierwohl und die Umweltwirkung des eigenen Betriebs zu verbessern.

Wie kann es beim Tierwohl und der Nachhaltigkeit helfen?

LK: Vor allem indem der Blick von Betriebsleiter*innen geschärft und ein erweitertes, fachlich fundiertes Bewusstsein für diese Bereiche geschaffen wird. Eine gewisse Betriebsblindheit tritt im Laufe der Jahre ja auch meist zwangsläufig auf. Hier hilft der enorme Wissenstransfer, den BestTUPferd beinhaltet. 

Wo sehen Sie die größten „Gedankenblockaden“ in der Pferdewelt, die ein Umdenken verhindern?

LK: Ich denke die größte Gedankenblockade zeigt sich in einem Ausspruch, den wahrscheinlich jeder von uns schon einmal gehört hat: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Genau hier setzt BestTUPferd mit einer vollkommen objektiven Bewertung der vorgefundenen Umstände an. Durch die anschließende Beratung können Schwachstellen aufgedeckt werden und häufig eindeutige Ursachen bspw. im Management gefunden werden. Betriebsleiter*innen sollen dann keinesfalls an den Pranger gestellt, sondern fachlich kompetent aufgeklärt werden. Durch die Berater*innen werden anschließend neue Wege und Möglichkeiten in Management und Haltung aufgezeigt, sodass wir die angesprochene Gedankenblockade gemeinsam durchbrechen können. 

Sie haben erste Infos schon in verschiedenen Newslettern veröffentlicht. Wie war die Resonanz darauf und was haben Menschen aus den Pferdewelten, vor allem auch der Sportwelt, dazu gesagt?

LK: Wir haben ein wirklich breites Interesse erfahren und uns über jede positive Nachricht und jeden Zuspruch gefreut! Wir erhalten durchweg positive Resonanz und viel Zuspruch von Pferdeliebhabern aus allen Bereichen. Das freut uns natürlich sehr! Nach so langer Zeit macht es Spaß, nun die Endphase zu erreichen und allmählich die Früchte der harten Arbeit zu ernten.
MB: Solch ein interdisziplinäres Projekt erfolgreich zu meistern, ist eine anspruchsvolle Aufgabe für alle Beteiligten gewesen und hat uns auch an unsere Grenzen gebracht. Aber wir haben es erfolgreich gemeistertgeschafft und sind nun in der Lage, die Tiergerechtheit sowie die ökologische Nachhaltigkeit von Pferdehaltungen umfangreich abzubilden, betriebsindividuell zu überprüfen und Verbesserungen zu Schwachstellen an die Hand zu geben. Ich habe das Gefühl, dass alle diese große Leistung anerkennen und hochachtend würdigen, was unglaublich schön ist.

Weitere Infos unter www.besttupferd.de


markuserdmannDas wurde aber auch Zeit

Ein Kommentar von Country-Reiten-Herausgeber Markus Erdmann

Endlich, möchte ich ausrufen. Darauf hat die Pferdewelt vielleicht nicht gewartet, aber sie hat so ein System gebraucht. Es geht um das Wohl der Pferde und es geht um den Umweltschutz. Losgelöst von vermenschlichten Sichtweisen und wilden Annahmen. Der Einzug der Wissenschaft in die Bewertung von Tierwohl ist richtig, wichtig und deswegen ein guter Schritt. Ich will keine Ställe mehr sehen, in denen die Grundbedürfnisse von Pferden nicht erfüllt werden, keine Ställe, die zwar glitzern und blinken, Pferden aber nicht mehr als eine Art von Gefängnis bieten.
Insofern ist der Ansatz, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in einer Software, gepaart mit einer qualifizierenden Ausbildung zu kombinieren, folgerichtig. Damit haben Stallbetreibende die Möglichkeit, mit vergleichbaren Daten zu arbeiten, immer am Puls der Erkenntnis. Die bisherigen Systeme, die das versprachen, hatten und haben hier oft eklatante Inkonsistenzen. Da wurden Dinge verändert, wie es Inspektor*innen bei der Betriebsbesichtigung einforderten, um beim nächsten Besuch ganz andere Veränderungen anzumahnen. Die Akzeptanz eines solchen Bewertungssystems beruht auch auf seiner Verlässlichkeit, schließlich haben Veränderungen an Gebäuden, Ausstattung und Außenbereich oft hohe Investitionen zur Folge.
Zwar mag es auf den ersten Blick kein Schnäppchen sein, will man den eigenen Stall zertifizieren lassen, aber die Preise scheinen noch nicht final festzustehen und wer Qualität möchte, muss sie eben auch bezahlen. Lieber gebe ich etwas mehr Geld für Profis aus, als bei Pseudoprofis zu sparen, aber eben deutlich weniger zu bekommen.
Bleibt zu hoffen, dass sich BestTUPferd schon bald in der Pferdewelt etabliert und zu einer Verbesserung des Tierwohls und der Umwelt beiträgt. Gerade dann, wenn Pferdebetriebe die Vorteile eines solchen Systems sehen und für sich nutzen, profitieren alle davon: Stallbetreibende, Einstellende, Pferde und die Umwelt.
Für Ställe könnten sich durch eine solche Zertifizierung einige Wettbewerbsvorteile ergeben, vor allem wenn die begleitende Vermarktung zu einem echten Aufmerksamkeitsgewinn führt.
Durch die wissenschaftliche Basis des gesamten Projekts ergibt sich aber auch eine Chance, dass „die Politik“ auf allen Ebenen deutlich stärker die Vorteiler von guten Pferdehaltungen für den Umweltschutz sehen – und wissenschaftlich fundiert – nachvollziehen kann. Auch wenn dies jetzt (noch) eine fantastische Idee sein mag, so könnten aber zum Beispiel Pferdebetriebe, die durch das BestTUPferd-System ihre Umwelt- und Tierfreundlichkeit unter Beweis stellen, beim Baurecht in Zukunft bevorzugt werden oder andere Erleichterungen erhalten. Dann würde aus einer guten Bewertung nicht nur ein Vorteil bei der Suche nach Einstellenden, sondern es gäbe plötzlich auch Anreize für kleinere Betriebe, etwas für das Tierwohl und die Umwelt zu tun. Und die Pferde und Umwelt profitierten in jedem Fall davon.
Ich bin gespannt, wie sich BestTUPferd weiter entwickeln wird und wir werden das Projekt weiter begleiten.