Der Trend zu möglichst wenig „Chemie“ ist auch bei der Pferdehaltung zu beobachten. Statt blinder Wurmkurgabe wird über Laboruntersuchung der tatsächliche Bedarf erst festgestellt. Seit einiger Zeit bietet Austindavis Biologic Speicheltests an, um einen Bandwurmbefall zu erkennen. Wir haben mit der Firma aus England gesprochen.
Wie genau funktioniert der Bandwurmtest?
Der EquiSal Bandwurm-Speicheltest funktioniert wie ein Bluttest, verwendet aber stattdessen Speichel. Pferdebesitzer kaufen ein Speichelsammelkit und nehmen mit dem speziell entwickelten Tupfer eine Speichelprobe von ihrem Pferd. Der Tupfer wird dann in eine Konservierungslösung gelegt und zur Durchführung des Tests an ein Labor in Großbritannien gesandt. Der EquiSal-Test misst die Anti-Bandwurm-Antikörper im Speichel, um festzustellen, ob ein Pferd eine "geringe", "grenzwertige" oder "mittlere/hohe" Bandwurminfektion hat. Bei "grenzwertigen" oder "mäßig/starken" Ergebnissen wird eine Entwurmung gegen Bandwürmer empfohlen.
Was kostet ein solcher Test?
In Deutschland kostet der EquiSal-Bandwurmtest 37,50 € (inkl. Mwst.)*. Wer mehrere Tests gleichzeitig kauft, zahlt dann z.B. bei 10 Stück nur noch 34 € pro Test. Im Preis inbegriffen sind ein Speichelsammelkit und die Laborgebühren sowie der Export der Proben aus der EU in das britische Labor. Die einzigen zusätzlichen Kosten fallen für den Versand der Proben vor Ort an. Die Kits können bei VPL der Wald (www.wurmbekampfung.eu) erworben werden. Die Firma unterhält ein sicheres Postfach in Deutschland, an das die Proben geschickt werden können. Natürlich gibt es noch weitere Anbietende in Deutschland, wie Tierarztpraxen und Labore, die Kotproben analysieren.
Da das Labor, das die Untersuchungen durchführt, in Großbritannien sitzt, ist eine gewisse Vorlaufzeit einzuplanen, da der Versand seit dem Brexit länger dauert.
Was sind die Vorteile des Speicheltests?
Es wird immer wichtiger, einen übermäßigen Einsatz von Entwurmungsmitteln zu vermeiden, da die Pferdewürmer gegen ihre abtötende Wirkung resistent werden. Sobald sich die Resistenz ausbreitet, verlieren Wurmkuren ihre Wirkung und wurmbedingte Gesundheitsprobleme dürften dann wieder vermehrt auftreten. EquiSal-Tests in Großbritannien haben in den letzten sieben Jahren gezeigt, dass nur etwa 30 % der Pferde gegen Bandwürmer behandelt werden müssen. Man könnte also die Zahl der Pferde, die unnötig entwurmt werden, rapide verkleinern. Darüber hinaus hat eine Studie, in der der EquiSal-Bandwurm-Test zur Bekämpfung von Bandwurm-Infektionen eingesetzt wurde, gezeigt, dass die Gabe von Entwurmungsmitteln gegen Bandwürmer im Vergleich zu einer sechsmonatigen Routine-Entwurmung um 86 % reduziert werden konnte.
Pferdebandwurm-Belastungen sind in der Regel "stille" Infektionen. Man kann einem Pferd nicht ansehen, ob es eine Infektion hat. Erst wenn die Bandwurmzahl hoch genug ist, um eine erhebliche Darmentzündung und Verstopfung zu verursachen, leidet das Pferd unter Kolik-Symptomen. Da Bandwürmer ihre Eier in speziellen "Paketen" abgeben, ist es kaum möglich, ausreichend Bandwurmeier im Kot zu finden. Daher müssen Bandwurm-Infektionen unabhängig in Blut- oder Speicheltests nachgewiesen werden, um eine Infektion genau zu diagnostizieren.
Unsere Studien und unser kommerzieller Testdienst haben gezeigt, dass eine einfache ein- oder zweimalige Behandlung gegen Bandwürmer oft nicht ausreicht, um die Infektion bei Pferden, die auf belasteten Weideland stehen, wirksam unter Kontrolle zu bekommen. Solange keine Tests durchgeführt werden, hat man keinen wirklichen Nachweis, ob die Wurmkuren gewirkt haben. Wird bei einem Pferd eine Infektion diagnostiziert, sodass eine Behandlung erforderlich ist, kann es notwendig sein, zusätzliche Tests und Behandlungen durchzuführen, um die Infektionsrate im Laufe der Zeit erfolgreich zu senken. Auch das Thema Stallhygiene und Weidepflege sollte dabei noch einmal genau betrachtet werden.
Gibt es auch Nachteile?
Es gibt keine Nachteile bei der Untersuchung mit EquiSal Bandwurm, außer der Notwendigkeit, den Versand der Proben aus EU-Ländern nach Großbritannien im Voraus zu planen.
Warum müssen die Proben nach England geschickt werden? Nach dem Brexit ist dies kompliziert und teuer und stellt auch eine Belastung für die Umwelt dar.
Die EquiSal-Tests müssen in einem Hochdurchsatzlabor durchgeführt werden, das in der Lage ist, drei ELISA-Tests pro Probe durchzuführen. Diese Möglichkeit gibt es in Deutschland noch nicht. Seit dem Brexit haben wir eine Sammelstelle in der EU eingerichtet und holen die Proben einmal pro Woche ab, um sie mit einem Express-Kurierdienst nach Großbritannien zu schicken. Dies geschieht ohne zusätzliche Kosten für die Nutzer von EquiSal. 
Über einen einfachen Speicheltest kann laut Hersteller erkannt werden, ob ein Pferd unter Bandwurmbefall leidet und eine Wurmkurgabe sinnvoll erscheint.
Wie lange dauert es, bis ich ein Ergebnis erhalte?
Wir untersuchen jede Probe innerhalb von drei Tagen nach Eingang im Labor. Durch den Versand zur EU-Sammelstelle und via Kurier nach Großbritannien kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis die Ergebnisse vorliegen. Wir betreiben dieses System in Europa bereits seit sechs Jahren, sodass die Zeiträume bei entsprechender Planung für Pferdebesitzer*innen kein Problem sind.
Wird es bald auch in Deutschland Sammelstellen geben?
Die Sammelstelle in Deutschland ist ein deutsches Postfach, das täglich gewartet wird. Dort werden die Proben in Kühlschränken gelagert und dann einmal pro Woche nach Großbritannien verschickt. Die Speichelproben sind bei Raumtemperatur in der mitgelieferten Konservierungslösung mindestens drei Wochen lang stabil, bei kühler Lagerung sogar wesentlich länger.
Sind weitere Tests für andere Parasiten bei Pferden geplant?
Wir bieten bereits einen Diagnoseservice zum Nachweis von kleinen Rotwürmern (Cyathostominen) in allen Stadien des Lebenszyklus einschließlich der schwer fassbaren Zystenphase an. Dabei handelt es sich um einen Bluttest, der über Tierärzte erhältlich ist, die sich bei uns registrieren und Proben über unsere EU-Sammelstelle einsenden können. Andere Speicheltests befinden sich ebenfalls noch in der frühen Forschungsphase.
Weitere Infos auch unter www.austindavis.co.uk
Vielen Dank an Corrine Austin von AustinDavis.
*In einer früheren Version stand ein missverständlicher Preis. Wir haben nun den Einzelpreis und einen Staffelpreis genannt. Zudem gab es noch eine falsche Angabe im Interview, die unseren aufmerksamen Leser*innen aufgefallen ist. Auf Nachfrage haben wir die Passage entsprechend geändert.