Misten von Zauberhand? Rodja Tappes Mistroboter machts möglich

Misten von Zauberhand? Rodja Tappes Mistroboter machts möglich

So schön die Pferdehaltung auch ist, so anstrengend und mühsam kann die Beseitigung der Hinterlassenschaften der Pferde werden. Vor allem im Herbst und Winter, wenn Matsch und Schnee die Arbeit zusätzlich erschweren, wünscht man sich maschinelle Hilfe. Der nun vorgestellte Mistroboter soll mithilfe von künstlicher Intelligenz den Einsatz von menschlicher Arbeitskraft deutlich reduzieren. Wir haben mit ihm gesprochen.

Stelle dich und deine Firma bitte kurz vor

Mein Name ist Rodja Trappe, 41 Jahre, 3 Kinder. Schon mit 12 Jahren fand ich Computer unheimlich spannend. Die Leidenschaft am Programmieren entflammte dann etwa mit 16. Es war klar, dass ich in dieser Richtung meine Berufung gefunden habe. Nach einem Computervisualistik-Studium in Koblenz (Dipl-Inform.) habe ich rund drei Jahre bei ART+COM in Berlin gearbeitet. Als mein erster Sohn ein Jahr alt wurde, hat es mich zurück in die Heimat ins Münsterland (Havixbeck) gezogen.
Dort gründete ich dann auch die Zauberzeug GmbH. Mit meinen Erfahrungen aus Berlin waren wir vom Start an profitabel. Die Überschüsse habe ich konsequent in den Know-how Aufbau für Robotik gesteckt. Denn es ist doch verrückt, wie viele Dinge in dieser hochmodernen Welt immer noch von Hand gemacht werden müssen. Heute entwickeln wir bei Zauberzeug daher Roboter, die vor allem mit dem Fokus antreten, eine signifikante Arbeitserleichterung zu erbringen.

Was ist deine Verbindung zur Landwirtschaft?

Ich bin selbst auf einem Hof mit 170 Islandpferden groß geworden. Ich kann reiten und habe in meiner Jugend neben der Schule nicht nur bei der Ernte geholfen, sondern auch regelmäßig die Pferde versorgt und die Stallungen gereinigt.

Wie ist die Idee zum Mistroboter entstanden?

Die Pferde werden bei uns schon immer in Offenställen gehalten. D.h. es gibt weiträumige Sandausläufe, bei denen der Pferdemist immer von Hand eingesammelt werden muss. Jeder der das schon einmal gemacht hat, fragt sich sofort, ob das nicht besser geht. So ist dieses Thema, seit ich denken kann, auch bei uns am Tisch diskutiert worden. Es gab auch viele Experimente mit umgebauten Aufsitzrasenmähern etc. Aber so richtig geklappt hat das alles nicht.
Für mich als Informatiker war dann irgendwann klar: es kann nur mit einem sehr intelligenten Roboter gehen, der wie ein Mensch zielgenau die Pferdeäpfel ansteuert und vorsichtig, ohne dass sie zerfallen, einsammelt.

Wie funktioniert er genau?

Um den Roboter extrem robust gegen Dreck und Stöße bauen zu können, haben wir die Sensoren an die Dachkante verlegt. D.h. der Roboter enthält zwar seinen Computer mit KI-Chip, aber die “Augen” werden per WLAN abgefragt. So sieht der Roboter sich selbst, Pferdeäpfel, Tiere, Maschinen und Personen. Daraus kann er eine Route berechnen und die Haufen einzeln anfahren.
Die Mechanik besteht aus einer Gabel und einem Besen, der vor/zurück sowie gedreht werden kann. Dadurch ist das Aufnehmen und Abladen ein Kinderspiel, Dank der Bauhöhe von nur 43 cm kann der Roboter auch unter den Zäunen hindurch fahren.
Hat der Roboter nichts zu tun, fährt er zurück zur Ladestation und “lauert” auf den nächsten Pferdeapfel. So bleibt der Stall immer sauber und das Zertreten von Mist wird auf ein Minimum reduziert.

Worin lagen die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Unser größter Heureka-Moment war die Idee, Kameras außerhalb des Roboters an Dächern und Pfosten zu montieren. In diesem Zusammenhang stehen auch drei der fünf Patente, die das System ausmachen.

HIT hat einen ähnlich aussehenden Robert schon einmal gezeigt, ist dass der von euch, nur unter HIT-Label?

Genau. Wir haben die Technik an die Wasserbauer GmbH lizensiert. Die haben mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Serienfertigung von Stallrobotern. Außerdem bauen sie Tore, Futterautomaten etc für HIT. So kam unser starkes Dreierteam zustande. Wir sind zuständig für die Entwicklung, Wasserbauer für die Produktion und HIT für den Vertrieb.

 

Mistroboter Artikel2

Wie viel fasst der Roboter und wie und wo leert er sich aus?

Der Roboter sollte unter dem Zaun fahren können und durch normale Türen passen. Daher mussten wir die Ladekapazität auf die Größe der Gabel beschränken. Die Menge der Haufen kann zwischen eins und vier gewählt werden. Vier für Shettys. Einen bei Elefanten. Das schöne ist aber, dass wir den ganzen Tag fahren können. So kommen wir trotz des relativ kleinen Speichers mit 20-30 Pferden auf bis zu 2.000 qm zurecht.

Wie lange dauert es, bis sich Pferde an ihn gewöhnt haben?

In den ersten Tagen kann der Roboter noch nicht seine volle Arbeitsleistung entfalten. Er ist dann einfach “Spielgerät” und lässt alles geduldig über sich ergehen. Aber die Pferde akzeptieren den Active Cleaner schnell als Stallgenossen. Dann wird er zwar noch immer mal wieder beschnuppert – und es landet auch mal ein Huf drauf – aber man kennt sich und macht sich Platz.

Wie habt ihr das mit den Tieren trainiert?

Auf weitläufigen Flächen kann der Roboter ganz normal in Betrieb genommen werden. Er fährt ziemlich langsam und hält mit Hilfe von Stoßsensoren jederzeit mit weichem Kontakt an. Es ist nur nicht ratsam, in einer engen Stallgasse mit der Eingewöhnung zu beginnen.

Was passiert, wenn ein Pferd zum Beispiel mit dem Huf darauf tritt?

Das ist gar kein Problem. Der Roboter hat eine sehr robuste Stahlkonstruktion als Unterbau. Auch die Haube ist extrem stabil. An den Seiten aber flexibel genug, um die Stoßsensoren zu drücken. So weiß der Roboter, dass er ggf. gerade nicht weiterfahren kann.

Stoppt der Roboter, wenn ein Hindernis im Weg steht?

Ja. Der Roboter erkennt Hindernisse wie z.B. eine Schubkarre und kann dann sogar um diese herumfahren. Außerdem versucht er, Maschinen und Fahrzeugen aus dem Weg zu gehen. Wird mal etwas “übersehen” oder stehen Pferde zu dicht, gibt der rund herum versteckt angebrachte Stoßsensor Auskunft.

Funktioniert der Roboter nur auf planen und festen Untergründen oder auch im Matsch?

Der Boden darf tatsächlich nicht zu matschig werden. Sonst sinkt das Fahrzeug ein oder fährt sich fest. Auch das Einsammeln funktioniert dann nicht optimal. Insgesamt sollte die Fläche auch möglichst plan sein. Das erhöht die Arbeitsgenauigkeit. Aber etwas Sand ist kein Problem. Genau dafür ist er ja gebaut worden. HIT hilft hier gern bei der Stallplanung.

Welche Steigungen und Neigungen kann der Roboter befahren?

20-25 % Steigung sind kein Problem, wenn z.B. zwei Paddocks auf unterschiedlichen Ebenen liegen oder die Mistplatte über eine Rampe angefahren werden muss.

Wie schaut es aus mit Flächen, die eingestreut sind, z.B. mit Stroh. Kann der Roboter hier auch seine Arbeit verrichten?

Prinzipiell schon. Allerdings ist zu hohes Stroh problematisch, wenn es sich in der Gabel verfängt. Das muss dann individuell ausprobiert werden.

Was wird er kosten?

Der Vertrieb wird von HIT übernommen. Je nach Anzahl der Kameras wird für das Gesamtsystem um die 30.000 € veranschlagt. Das ist quasi geschenkt. Denn der Roboter übernimmt Personalarbeit zwischen 2-4 Stunden pro Tag. Das amortisiert sich dann schon nach rund zwei Jahren. Und welche Maschine tut das schon?

Braucht es dafür noch weitere Infrastruktur, z.B. Lademöglichkeiten?

Die Ladestation wird mitgeliefert. Die Steuerung erfolgt über eine App auf dem eigenen Smartphone. Gut ist es, wenn an der Ladestation auch eine Internetverbindung besteht. So kann der Active Cleaner über Nacht Software-Updates bekommen.

Was ist bei Frost oder Schnee?

Wenn es friert, hat auch ein Mensch große Mühe, die Pferdeäpfel vom Paddock herunter zu hacken. Oder überhaupt unter einer Schneedecke etwas zu finden. Hier kann der Active Cleaner seinen Vorteil besonders gut ausspielen. Da er kontinuierlich fährt, werden die Haufen eingesammelt, solange sie noch “frisch” sind.

 

Weitere Infos unter www.zauberzeug.com